So entsteht der Heizspiegel für Deutschland – Methodik und Datensätze

Mit dem Heizspiegel für Deutschland können Verbraucher*innen Heizkosten und Heizenergieverbrauch anhand relevanter Vergleichswerte prüfen. Mithilfe dieser Vergleichswerte können sie ihre Kosten und ihren Verbrauch als niedrig, mittel, erhöht oder zu hoch einordnen. Wir erklären, wie die Vergleichswerte zustande kommen und was die Ziele und Einsatzgebiete des Heizspiegels sind.

HeizCheck: Verbrauch und Kosten interaktiv prüfen

Der Heizspiegel-Flyer enthält Tabellen zum manuellen Vergleichen von Heizkosten und Heizenergieverbrauch. Interaktiv geht es mit dem HeizCheck:

Sie müssen keine personenbezogenen Daten angeben, wenn Sie unseren Ratgeber nutzen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Das Wichtigste zum Heizspiegel auf einen Blick

  • Der Heizspiegel von co2online ist eine Statistik zum Heizenergieverbrauch.
  • Die Vergleichswerte dienen der ersten Prüfung des Heizenergieverbrauchs und der Heizkosten. Sie beinhalten die Anteile für Raumwärme und Warmwasserbereitung.
  • Ein Heizspiegel bezieht sich in seinen Aussagen immer auf ein bestimmtes Jahr und eine bestimmte Region (Deutschland, Kommune, Landkreis).
  • Der Heizspiegel für Deutschland (früher „Bundesweiter Heizspiegel“) wird einmal jährlich zum Start der Heizsaison erstellt.
  • Bei erhöhten Werten soll der Heizspiegel einen Impuls geben, sich mit dem eigenen Verbrauch und dem Heizsystem des Gebäudes zu beschäftigen und dieses klimafreundlicher zu gestalten.
  • Die jüngste Ausgabe des Heizspiegels für Deutschland liefert Vergleichswerte für das Abrechnungsjahr 2023. Sie basiert auf einer Auswertung von mehr als 140.000 Heizenergie-Datensätzen zentral beheizter Wohngebäude in Deutschland.

Ziel des Heizspiegels: Motivation zu aktivem Klimaschutz

Der Heizspiegel bietet in erster Linie eine Prüfmöglichkeit für den Heizenergieverbrauch und die Heizkosten von Wohngebäuden. Mieter*innen, Eigentümer*innen und Verwalter*innen können damit die Werte ihres Gebäudes im Vergleich zu anderen Gebäuden einstufen.

Wird das Gebäude in die Kategorie „mittel“, „erhöht“ oder „zu hoch“ eingestuft, ist das ein Hinweis auf Einsparpotenzial beim Heizenergieverbrauch beziehungsweise bei den Heizkosten. Ziel des Heizspiegels ist es, Verbraucher*innen anhand dieser Information zu nächsten Schritten zu motivieren: zum Beispiel das eigene Heizverhalten zu ändern oder auch eine energetische Modernisierung des Gebäudes vorzunehmen.

Daher ist der Heizspiegel ein Instrument für den Klimaschutz und kann dabei helfen, kommunale Klimaschutzaktivitäten zu unterstützen – wie etwa die Umsetzung von Klimaschutzkonzepten.

Wofür eignet sich der Heizspiegel nicht?

  • Der Heizspiegel eignet sich nicht dafür, die Angemessenheit der Heizkosten einzelner Wohnungen zu prüfen. Die Vergleichswerte geben keinen Aufschluss darüber, ob die Heizkosten für Empfänger*innen von Sozialleistungen angemessen sind. co2online wendet sich gegen die Praxis einiger Jobcenter und Sozialämter, den Heizspiegel dafür heranzuziehen.
  • Der Heizspiegel bietet keine Grundlage, um einen Vollkostenvergleich für die aufgeführten Heizsysteme und Energieträger anzustellen.
  • Der Heizspiegel ersetzt keine Energieberatung, um den energetischen Zustand des Gebäudes einzuschätzen.
  • Der Heizspiegel gibt keine Einschätzung zum individuellen Heizverhalten. Nutzen Sie den HeizCheck, um eine Einschätzung Ihres persönlichen Verbrauchs zu erhalten.

Welche Daten werden für die Vergleichswerte ausgewertet?

So viele Heizenergie-Datensätze wurden für den Heizspiegel 2024 ausgewertet.

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Beim Erstellen eines Heizspiegels werden verschiedene Daten ausgewertet, um die Vergleichswerte für den Heizenergieverbrauch und die Kosten zu erhalten.

Woher stammen die ausgewerteten Datensätze?

Die Datensätze erhalten wir direkt von den Verbraucher*innen – über unsere Online-Beratungsangebote, die auf unseren Internetseiten und vielen hundert Partnerseiten zur Verfügung stehen: zum Beispiel der HeizCheck.

Die verfügbaren Gebäudedaten stammen im Schnitt zu 65 Prozent von Ein- und Zweifamilienhäusern. Hier kommt es pro Heizspiegel und Abrechnungsjahr zu Abweichungen der prozentualen Anteile.

Daten zum Heizenergieverbrauch

  • Von welchen Gebäuden? – von zentral beheizten Wohngebäuden
  • In welcher Region? – bundesweit (Heizspiegel für Deutschland) oder bezogen auf eine bestimmte Kommune oder Landkreis (Kommunale Heizspiegel)
  • In welchem Kontext? – in Abhängigkeit vom Energieträger und der Gebäudegröße (beheizte Wohnfläche)
  • Von wann? – in der Regel aus dem letzten Abrechnungsjahr

Daten zu den Heizkosten

Die Heizkostenwerte werden aus den jeweiligen Verbrauchswerten, den entsprechenden Energiepreisen und Heiznebenkosten berechnet.

Methodik für die Berechnung

Die Methodik der Heizspiegel-Erstellung haben wir in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt. Inzwischen ist es uns möglich, auch bei geringer Datenlage genaue Aussagen zum Heizenergieverbrauch zu treffen und entsprechende Vergleichswerte zu erzeugen. Eine geringe Datenlage gibt es zum Beispiel, wenn einzelne Gebäudegrößenklassen in der Stichprobe unterrepräsentiert sind.

Zudem haben wir Näherungsverfahren erarbeitet, um bei einer insgesamt schwachen Datenlage in einer Region trotzdem einen kommunalen Heizspiegel erstellen zu können.

Berechnung des Heizenergieverbrauchs

Die Werte zum Verbrauch werden im Heizspiegel in Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter (m2) Wohnfläche angegeben. Dabei wird berücksichtigt, dass sich die kWh-Angaben bei Heizöl und Fernwärme auf den Heizwert (Hi), bei Erdgas abweichend auf den Brennwert (Hs) beziehen. So machen wir die unterschiedlichen Angaben aus den Energierechnungen miteinander vergleichbar. Der entsprechende Heizspiegel-Datensatz aus der Gebäudedatenbank wird mittels statistischer Methoden analysiert.

Die berechneten Vergleichswerte werden in vier Kategorien unterteilt. Median und Perzentile bilden die Grenzen, welche die Verbrauchsklassen voneinander trennen:

  • niedrig (10 Prozent der verteilten Verbrauchsdatensätze dieser Gebäudegrößenklasse mit dem geringsten Verbrauch)
  • mittel (40 Prozent der verteilten Verbrauchsdatensätze dieser Gebäudegrößenklasse mit mittlerem Verbrauch)
  • erhöht (40 Prozent der verteilten Verbrauchsdatensätze dieser Gebäudegrößenklasse mit erhöhtem Verbrauch)
  • zu hoch (10 Prozent der verteilten Verbrauchsdatensätze dieser Gebäudegrößenklasse mit dem höchsten Verbrauch)

Dieses Verfahren wird auf jeden Energieträger und auf jede im Heizspiegel abgebildete Gebäudegrößenklasse angewendet.

Abgleich mit weiteren Datenauswertungen

Im Rahmen der Plausibilitätsprüfung werden die ermittelten Vergleichswerte für den Heizspiegel zusätzlich mit den Ergebnissen interner und externer Datenauswertungen verglichen.

Berechnung der Heizkosten

Die Vergleichswerte zu den Heizkosten im Heizspiegel werden synthetisch nach folgender Formel ermittelt:

Heizkosten = Heizenergieverbrauch x Energiepreis + Heiznebenkosten

co2online erhebt in einer Energiepreisdatenbank standardmäßig quartalsweise die Heizenergiepreise für 45 kommunale Versorgungsgebiete.

  • Um die Heizölpreise zu bestimmen, werden die Erhebungen des Statistischen Bundesamtes, (hier „Erzeugerpreise für leichtes Heizöl“; Liefermenge 40 bis 50 Hektoliter) für aktuell 13 deutsche Bezugsorte (Tabellen-Code 61241-0101) genutzt.
  • Für Erdgas, Fernwärme und Wärmepumpen werden die Preise auf Basis zweier Abnahmefälle bei den Versorgern recherchiert:

o Einfamilienhaus: 15.000 kWh

o Mehrfamilienhaus: 150.000 kWh

  • Der durchschnittliche Preis für Holzpellets in Deutschland stammt aus einer jährlichen Untersuchung von C.A.R.M.E.N. (Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk e.V.).

Zum Berechnen der Heizspiegel-Tabellen werden die errechneten mittleren Energiepreise direkt auf die Heizspiegel-Gebäudegrößenklassen 100 bis 250 m² beziehungsweise über 1.000 m² angewendet. Die Energiepreise für die dazwischen liegenden Gebäudegrößenklassen (251 bis 500 m², 501 bis 1.000 m²) werden durch Interpolation ermittelt.

Heiznebenkosten

Die Heiznebenkosten machen etwa 10 Prozent der Heizkosten aus. Um die Heiznebenkosten zu ermitteln, werden durchschnittliche, bundesweite Vergleichswerte angesetzt.

Dadurch wird eine gewisse Ungenauigkeit in Kauf genommen. Denn die Heiznebenkosten sind überwiegend dienstleistungsbasiert und hängen damit in gewissem Maße vom Einkommensniveau ab, das regional unterschiedlich ist. So gibt es beispielsweise erhebliche Einkommensunterschiede zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen, was sich häufig auch in den Kosten für Dienstleistungen widerspiegelt.

Um entsprechende Heiznebenkosten-Vergleichswerte für einen aktuellen Heizspiegel zu erhalten, werden die vorliegenden Werte für das Basisjahr 2020 mithilfe eines Preisindizes an die Preisentwicklung angepasst. Als Basis für die Preisentwicklung wird der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes verwendet (Referenz-Code: 61111-0001).

Aufschlagswerte für Gebäude mit dezentraler Warmwasserbereitung

In den Heizspiegel-Tabellenwerten zu Verbrauch und Kosten ist der Aufwand für die Warmwasserbereitung enthalten. Bei Gebäuden mit zentraler Warmwasserbereitung wird das Wasser von der Heizanlage erwärmt. Daher enthalten die von Verbraucher*innen selbst errechneten Vergleichswerte den Warmwasseranteil bereits.

Für Gebäude mit dezentraler Warmwasserbereitung (zum Beispiel mittels Boiler oder Durchlauferhitzer in der Wohnung) muss der Warmwasseranteil extra berücksichtigt werden, um die individuellen Vergleichswerte zu ermitteln. Hierfür enthält der Heizspiegel entsprechende Aufschlagswerte, sowohl in Kilowattstunden (kWh) als auch Euro (€).

Die Aufschlagswerte orientieren sich an den Vorgaben für Energieverbrauchsausweise (Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchswerte im Wohngebäudebestand). Der dort ausgewiesene Aufschlag von 20 kWh/m² bezieht sich auf die Gebäudenutzfläche (AN nach Energieeinsparverordnung) und wird für den Heizspiegel auf die Wohnfläche umgerechnet. Somit ergibt sich ein Wert von 24 kWh pro Quadratmeter und Jahr.

Der Kostenzuschlag wird berechnet aus dem Verbrauchszuschlag und einem mittleren Energiepreis, der über alle Energieträger und Gebäudegrößenklassen gebildet wird. Alternativ ist es hier möglich, bei Kommunalen Heizspiegeln nach Energieträgern zu differenzieren.

Rohdatenprüfung für Kommunale Heizspiegel

Wenn von einer Kommune/einem Landkreis ein Heizspiegel angefragt wird, steht zu Beginn stets eine Datenprüfung. Das Ergebnis gibt vor, welche Art von Heizspiegel erstellt werden kann. Die Datenprüfung umfasst folgende Schritte:

  • Stichprobenermittlung (Abrechnungsjahre, Postleitzahl-Bereich)
  • Plausibilitätsprüfung der Daten

Auf Basis der Ergebnisse erfolgt die Empfehlung an den Auftraggeber, auf welcher Datenbasis beziehungsweise mit welcher Vorgehensweise der Kommunale Heizspiegel erstellt werden kann. Wir empfehlen stets als erste Option, dass die Kommune oder der Landkreis zusätzliche Datensätze für die Auswertung beisteuert.

Heizspiegel und Bürgergeld (ehemals Hartz IV)

Wir unterstützen nicht, dass der Heizspiegel dazu verwendet wird, die Angemessenheit der Heizkosten bei Empfänger*innen von Bürgergeld, Sozialgeld oder Arbeitslosengeld II zu prüfen. Der Heizspiegel liefert keine Aussage darüber, ob die Heizkosten einer Wohnung angemessen sind oder nicht. Auch zum individuellen Heizverhalten der Bewohner*innen gibt der Heizspiegel keine Einschätzung ab.

Der Zweck unserer Heizspiegel ist es, den Heizenergieverbrauch und die Heizkosten eines Wohngebäudes einzustufen. Die Einordnung eines Wohngebäudes in eine der vier Kategorien (niedrig, mittel, erhöht, zu hoch) erlaubt bestenfalls Rückschlüsse auf den wärmetechnischen Zustand der Immobilie. Zudem ist ein Heizspiegel nur für die ausgewiesenen Energieträger und das Abrechnungsjahr anwendbar. Daher ist der Heizspiegel für Jobcenter oder Sozialämter ungeeignet, um zu überprüfen, ob die Heizkosten eines Haushalts angemessen sind.

Mehr Informationen zum Thema sowie Urteile von Sozialgerichten finden Sie in unserer Stellungnahme zur Verwendung von Heizspiegeln im Bereich des SGB.

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