Gasanbieter wechseln: Geld sparen und Klima schützen?
Viele Verbraucher*innen haben ihren Gastarif bisher nicht gewechselt. Sie verschenken dadurch Geld beim Heizen. Denn die Preise für Gas sind seit Jahresbeginn teilweise stark gesunken. Wir sagen Ihnen, wie das geht.
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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Wechsel des Gasanbieters oder -tarifs spart in vielen Fällen Geld
- mit Ökogas hunderte Kilogramm CO2 vermeidbar
- effektivster Klimaschutz ist nach wie vor ohne Verbrennen von Gas
- Gasversorgung bei Anbieterwechsel gesichert
Lohnt es sich, den Gasanbieter zu wechseln?
Es gibt große Preisunterschiede zwischen Gasanbietern – ein Wechsel lohnt sich deshalb in vielen Fällen. Vor allem, wenn Sie ihn bisher noch nicht gewechselt haben. Laut Bundesnetzagentur hat nur etwa ein Viertel der Gaskund*innen einen Anbieter, der nicht der örtliche Grundversorger ist. Das heißt: Drei von vier Verbraucher*innen beziehen ihr Gas vom örtlichen Grundversorger und haben dabei meist teurere Verträge.
Nach der Energiekrise 2022 mit Pleiten einiger Gasanbieter hat sich der Markt aktuell beruhigt. Der Preisunterschied zwischen Grundversorger und Neukundentarife beträgt teilweise 5 Cent pro Kilowattstunde (kWh). So lassen sich mehrere hundert Euro pro Jahr sparen.
Wie viel kann ich beim Wechsel des Gasanbieters sparen?
In einer durchschnittlichen Wohnung im Mehrfamilienhaus lassen sich durch den Wechsel des Gasanbieters derzeit im Schnitt zwischen 310 und 530 Euro sparen. Im Einfamilienhaus sind es zwischen 520 und 910 Euro. Wie viel Geld Sie beim Wechsel des Gasanbieters tatsächlich sparen können, hängt von verschiedenen Fragen ab:
- Wie hoch ist Ihr Gasverbrauch?
- Gibt es einen besonders günstigen Anbieter in Ihrer Region?
- Sind Sie schon einmal zu einem günstigeren Tarif gewechselt?
Laut BDEW zahlten Haushalte in den vergangenen Jahren sehr unterschiedliche Gaspreise, unterschieden nach Einfamilienhaus (EFH) und Mehrfamilienhaus (MFH) und in Cent je Kilowattstunde (ct/kWh) :
- Gaspreis 2022: 16,47 ct/kWh (EFH) und 16,03 ct/kWh (MFH)
- Gaspreis 2023: 13,99 ct/kWh (EFH) und 13,59 ct/kWh (MFH)
- Gaspreis 2024: 10,68 ct/kWh (EFH) und 10,23 ct/kWh (MFH)
Daraus lassen sich die folgenden durchschnittlichen Sparpotenziale bei einem Wechsel des Gasanbieters oder -tarifs berechnen:
Gasanbieter wechseln: durchschnittliches Sparpotenzial in einer Wohnung mit 70 m2 (Verbrauch: 11.000 kWh pro Jahr) | |
---|---|
Wechsel vom 2023er Tarif zu aktuellem Tarif | 310 Euro |
Wechsel vom 2022er Tarif zu aktuellem Tarif | 530 Euro |
Gasanbieter wechseln: durchschnittliches Sparpotenzial in einem Einfamilienhaus mit 110 m2 (Verbrauch: 18.000 kWh pro Jahr) | |
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Wechsel vom 2023er Tarif zu aktuellem Tarif | 520 Euro |
Wechsel vom 2022er Tarif zu aktuellem Tarif | 910 Euro |
Keine garantierte Kostenersparnis
Die oben gezeigte Ersparnis bezieht sich auf die Annahme des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW). Wer etwa einen günstigen Tarif mit 100 Prozent Ökogas hat, spart bei einem Wechsel zu einem gleichen Tarif kaum – denn Tarife mit 100 Prozent Ökogas sind auf einem deutlich höheren Preisniveau.
Was ist Ökogas?
Echtes Ökogas ist Gas aus erneuerbaren Energien. Dabei gibt es zwei verschiedene Arten:
- Ökogas, das bei der Vergärung von Biomasse entsteht. Es wird auch als Biogas bezeichnet. Besonders nachhaltig ist dieses Ökogas, wenn zu seiner Herstellung Grünabfall verwendet wird. Manchmal werden aber auch Pflanzen in Monokulturen angebaut, um daraus anschließend Biogas zu gewinnen – zum Beispiel Mais. Oder es wird Gülle aus Massentierhaltung verwendet, um Ökogas herzustellen. Beides gilt als weniger nachhaltig.
- Ökogas, das aus Überschüssen bei der Windkraft-Stromerzeugung gewonnen wird („Windgas“). Beim sogenannten „Power to Gas“-Verfahren wird Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Der Wasserstoff wird genauso wie anderes Ökogas ins Erdgas-Netz eingespeist. Derzeit gibt es noch nicht viele solcher Anlagen in Deutschland.
Bei den meisten Ökogastarifen handelt es sich dagegen um sogenannte Kompensationstarife. In solchen Tarifen beziehen Sie normales Erdgas, zahlen aber einen „Klima-Aufschlag“. Mit diesem Aufschlag unterstützt Ihr Gaslieferant Vorhaben, die den CO2-Ausstoß der Heizung ausgleichen. Zum Beispiel werden Bäume gepflanzt oder Anlagen für erneuerbare Energien ausgebaut.
Zuletzt sorgte eine Recherche des Netzwerks correctiv für Aufregung. Viele der Kompensationstarife halten nicht, was sie versprechen: Angeblich geschützte Wälder werden abgeholzt und sogar Gaskraftwerke ausgebaut. Nach aktuellem Kenntnisstand können wir bei co2online keine Empfehlung für solche Ökogas-Tarife aussprechen.
Besser ist es, CO2 zu vermeiden statt entstandenes CO2 zu kompensieren. Das geht nur mit echtem Ökogas. Der effektivste Klimaschutz ist aber nach wie vor, auf das Heizen mit Gas zu verzichten – oder zumindest den Verbrauch nach Möglichkeit zu minimieren.
Anbieter für echtes Ökogas
Die Verbraucher-Plattform Utopia hat eine Liste mit Anbietern erstellt, die verschiedene Kriterien erfüllen: entweder mindestens einen Tarif mit 100 Prozent Biogas oder Tarife mit Grünes-Gas-Siegel und Engagement für regenerative Energien. Zu diesen Anbietern beziehungsweise Tarifen für echtes Ökogas gehören:
- Bienenwärme – Ökogas für Artenvielfalt
- BürgerÖkogas 100% der Bürgerwerke
- Enspire Grünes Gas
- EWS Schönau Biogas Klima Max
- Green Planet Energy proWindgas (ehemals Greenpeace Energy)
- Naturstrom ökogas
- Polarstern Wirklich Ökogas
- RhönGas ÖkoRegio
Was muss ich bei einem Wechsel zu Ökogas beachten?
Wie beim Ökostrom sollten sich Verbraucher*innen auch beim neuen Gastarif über die Herkunft des Gases informieren und „echtes“ Ökogas bevorzugen. Denn wie gesagt: Anbieter können CO2-Zertifikate erwerben und damit einen Ökogastarif anbieten, der am Ende aus normalem Erdgas besteht („Kompensationstarif“). Außerdem werden Tarife angeboten, bei denen der tatsächliche Anteil an Ökogas nur sehr gering ist (1, 10 oder 20 Prozent).
Was ist der Vorteil von Ökogas gegenüber normalem Gas?
Durch echtes Ökogas entsteht deutlich weniger CO2 als durch Erdgas. Zwar ist auch Erdgas im Vergleich zum Heizöl klimaschonender, dennoch entsteht beim Heizen mit Erdgas CO2. Allein in Deutschland sind das jedes Jahr rund 70 Millionen Tonnen.
Wie viel CO2 wird durch Ökogas genau gespart?
Wer beim Heizen Ökogas statt Erdgas nutzt, kann vergleichsweise viel CO2 vermeiden. Abhängig ist die genaue Menge vom Ökogas-Anteil. Selbst mit einem kleinen Anteil von nur zehn Prozent lassen sich hunderte Kilogramm vermeiden.
In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus, das zentral mit Gas beheizt wird, entstehen pro Jahr rund 3,9 Tonnen klimaschädliches CO2. Beim Wechsel auf Ökogas würden im Schnitt 3,5 Tonnen CO2 entstehen. Das sind rund 0,4 Tonnen weniger. Um diese Menge CO2 auszugleichen, müssten Sie 32 Bäume pflanzen.
Ob Sie oder Ihr Gasversorger in der Lage sind, so viele Bäume zu pflanzen, ist fraglich – siehe correctiv-Recherche. Der effektivste Klimaschutz besteht nach wie vor darin, den Gasverbrauch möglichst zu reduzieren oder komplett zu erneuerbaren Energien zu wechseln.
70-m2-Wohnung | 110-m2-Einfamilienhaus | |
---|---|---|
Verbrauch Heizenergie pro Jahr | 9.000 kWh | 16.000 kWh |
CO2-Emissionen mit Erdgas | 2.265 kg | 3.885 kg |
CO2-Emissionen mit Ökogas (Anteil: 10 %) | 2.040 kg | 3.495 kg |
vermeidbares CO2 | 225 kg | 390 kg |
Ist Ökogas teurer?
Es kommt auf den Anbieter und den Tarif an. Vor allem, wenn Sie Ihr Gas noch zum Grundtarif beziehen, muss Ökogas (mit einem Anteil von 10 oder 15 Prozent) nicht teurer sein. Außerdem dürfte der Preisunterschied in Zukunft sinken. Denn seit 2021 fällt für Erdgas ein CO2-Preis an, für Ökogas dagegen nicht. Wer 100 Prozent „echtes“ Ökogas bezieht, zahlt jedoch aktuell deutlich mehr.
Wird bei einem Anbieterwechsel das Gas abgestellt?
Manche Verbraucher*innen denken, dass ihnen beim Wechsel des Anbieters zeitweise das Gas abgestellt werden könnte. Das kann nicht passieren. Laut Energiewirtschaftsgesetz muss Gas auch während der Umstellung ununterbrochen verfügbar sein. Sollte der neue Anbieter nicht in der Lage sein, das Gas ab dem vereinbarten Zeitpunkt zu liefern, ist der örtliche Grundversorger verpflichtet einzuspringen und die Belieferung zu übernehmen.
Kann ich als Mieter*in den Gasanbieter wechseln?
Als Mieter*in können Sie den Gasanbieter wechseln, wenn Sie einen eigenen Liefervertrag haben. Das ist der Fall, wenn Sie in einer Wohnung mit Gasetagenheizung wohnen oder mit einem Gasherd kochen oder ein ganzes Haus mit Gasheizung gemietet haben. Die Bundesnetzagentur hat eine lange Liste mit aktuell verfügbaren Anbietern (PDF).
Worauf sollte ich beim Wechsel des Gasanbieters achten?
Beim Wechsel des Gasanbieters kann grundsätzlich nicht viel schief gehen – vor allem, wenn Sie die drei Tipps berücksichtigen, die von Heizkosten-Expertin Ines Rutschmann stammen.
Tipp 1: Regelmäßig Preise vergleichen
Grundsätzlich empfiehlt es sich, mindestens einmal im Jahr die Gaspreise zu vergleichen. Je nachdem, wie günstig die Versorger einkaufen, wie effizient sie arbeiten und wie viel Marge sie nehmen, können sich die Gaspreise für die Kund*innen stark unterscheiden.
Nach Monaten steigender Preise sind die Energiekosten an der Börse und im Großhandel wieder im Abwärtstrend. Viele Versorger haben die Preisvorteile aber noch nicht an die Verbraucher*innen weitergegeben.
Das bedeutet für Kund*innen: Ein Wechsel zu einem Unternehmen, das sich mit weniger Gewinn begnügt, zahlt sich aus – ein dreistelliger Betrag ist häufig drin. Wer noch in der Grundversorgung steckt, sollte sofort wechseln. Die Preise in der Grundversorgung sind im Schnitt die höchsten im Markt.
Tipp 2: Vergleichsrechner nutzen und auf die Einstellungen achten
Am einfachsten ist es, sich einen Überblick über Angebote mit einem Vergleichsrechner im Internet (wie zum Beispiel dem von Finanztip) zu verschaffen. Wichtig ist, dass der Vertrag erst einmal nur ein Jahr läuft und über diesen Zeitraum die Preise garantiert sind. Nach Ablauf der ersten Laufzeit sollte er sich nur Monat um Monat automatisch verlängern und die Kündigungsfrist bei maximal sechs Wochen liegen – dann sind Kunden auch wieder schnell aus einem Vertrag raus.
Bonustarife sollten diejenigen meiden, die längerfristig bei einem Versorger bleiben wollen. Denn im zweiten Vertragsjahr – nach dem Wegfall der Boni – sind diese Verträge meist teuer; manchmal sogar teurer als die Verträge in der Grundversorgung.
Tipp 3: Kündigungsfrist im Kopf behalten
Wer regulär kündigen will, kann das vom neuen Versorger erledigen lassen. Das ist sehr bequem. Aber es gelingt natürlich nur, wenn eine reguläre Kündigung gerade möglich ist, also die Laufzeit des Vertrags bald endet und die Kündigungsfrist eingehalten wird.
Ist die Zeit knapp für eine reguläre Kündigung, sollte ein/e Verbraucher*in lieber selbst kündigen – es kommt vor, dass sich Anbieter nicht sofort um einen Auftrag kümmern, sondern erst nach ein paar Tagen. Für die Kündigung einfach einen kurzen Einzeiler schreiben, dabei um Eingangsbestätigung bitten und den Brief in die Post geben.
Es ist auch eine außerordentliche Kündigung möglich, wenn der aktuelle Versorger den Vertrag ändert, also zum Beispiel die Preise erhöht. Dann darf der/die Kund*in ohne Einhaltung der Kündigungsfrist den Vertrag beenden – zum Tag, bevor die angekündigte Änderung greift.